Wildes Deutschland

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In der Camarque der Kohlbauern

Da ich mir auf der Heimreise von Minsener Oog (siehe "Nachrichten von der Insel") in die Schweiz Zeit lassen kann, bin ich erst mal Richtung Norden gefahren. Über Orte mit so schönen Namen wie Himmelpforten, Neuland, Glückstadt und Brunsbüttel bin ich nach Büsum gekommen. Südlich von Büsum gibt es ein grosses Natuschutzgebiet an der Küste, in dem wilde Konik-Pferde angesiedelt wurden, um die Vegetation niedrig zu halten. Ausserhalb der Schutzzone wurde gerade die lokale Spezialität, der Weisskohl, geerntet. Das Gebiet heisst Dithmarschen und ist eine weite, offene Fläche mit grossen Schwärmen von Staren, die den Formationsflug für die Reise über die Alpen üben. Hier gibt es einiges zu sehen. Zum Beispiel Bekassinen, Sandregenpfeifer und Silberreiher. Kurz bevor ich wieder losfahren wollte, hatte ich endlich auch den Seeadler vor mir - nur leider im dümmstmöglichen Gegenlicht.


Ein Bier mit Schiff, bitte

Die nächste Station ist Travemünde, das eigentlich zu Lübeck gehört und ein bekannter Kurort ist. Von hier starten auch die grossen Fähren nach Skandinavien. Hier sitzt abends in einem der vielen Restaurants an der Trave und plötzlich schiebt sich ein riesiges Kreuzfahrtschiff gefühlt mitten durch das Restaurant. Ich wohnte im Hotel Maritim, einem 120 Meter hohen Hochhaus aus den 70er-Jahren. Früher ist dieser Bau garantiert als Bausünde kritisiert worden. Heute wird er zur Attraktion. Diesen Frühling wurde das Maritim unter Denkmalschutz gestellt. Im Innern sieht es wirklich aus wie in den 70er-Jahren. Und in der Tiefgarage brüten unzählige Rauchschwalben, denen man ins Nest schauen kann.


An den Fischteichen im Osten

Nächste Station sind die Lewitzer Fischteiche in der Nähe von Schwerin in der ehemaligen DDR. Im Osten Deutschlands ist die Natur noch urwüchsiger. Jedenfalls empfinde ich das so. An den Lewitzer Fischteichen gibt es Seeadler und Fischadler. Als die Sonne aufgeht, ziehen die Kraniche los. Taucht der Seeadler am Firnament auf, bricht unten Aufregung aus. Enten und Gänse suchen das Weite. Nur die Fischadler legen sich immer wieder mit den Königen des Luftraums an. Zur selben Zeit schiesst am Teich ein Fischer von seinem Pickup auf die Kormorane. Sonntagmorgen-Idylle in der ostdeutschen Pampa. Dem Fischadler kann ich beim Frühstück zusehen. Von weit oben sticht er wie ein Geschoss ins Wasser, taucht vollständig unter und steigt mit einem Fisch wieder auf.


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